|
1994 |
Kreuzung im Hochland |
Hofsjökull Nordumrundung ... Vor dieser Umrundung wird wegen Treibsand und viel Wasser gewarnt- nicht umsonst. Die Hrafntinnuskerpiste war auch dieses Jahr nicht zu bezwingen.
|
28. Juli 1994 |
Um 18.15 fahren wir vollbeladen mit Kilometerstand 70237 los. Es ist sehr heiß. Bei geringem Verkehrsaufkommen ist unser erstes Tagesziel der Rasthof Rhön, wo nach zwei kühlen Weißbier eine laute Nacht verbracht wird. |
29. Juli 1994 |
Morgens ist es im Auto nicht mehr auszuhalten- zu laut und zu warm. Die Parkplätze werden gesäubert und einer der Wärter vom Straßendienst interessiert sich für unsere Fahrzeuge. "Fahrt ihr damit nach Moskau?" "Nein, nach Island." "Das geht doch garnicht, da ist doch Wasser dazwischen- oder können die Dinger auch noch schwimmen?" |
30. Juli 1994 |
Nach kurzen Fahrzeugchecks sind wir zum Einkaufen in Süderlügum. Der Wochenendverkehr staut sich hier 6 km von der dänischen Grenze zurück, was uns dazu bewegt an einem kleinen Grenzübergang in der Nähe nach Dänemark zu fahren. Durch das dänische Binnenland gelangen wir bei Ribe wieder auf unsere geplante Route und 8 km vor Esbjerg an einen kleinen Rastplatz mit See und Windanlage. Viele längliche, kleine, schwarze Käfer bereichern unsere Grillplatte. |
31. Juli 1994 |
Ich unterhalte mich den ganzen Tag mit Karl und Annelie über Island, Island, Island. |
1. August 1994 |
Um 10 Uhr Färöer Zeit laufen wir im obligatorischen Nebel in Torshavn ein. Durch das neue Zollgebäude verlassen wir unkontrolliert das Hafengebiet. Unser Frühstück findet auf Bergeshöhe oberhalb eines Fjordes statt, wo Nebel aus dem Nichts und Regen sich ständig abwechseln. |
2. August 1994 |
Vom See in Saksun sind es nur ein paar Kilometer bis zur Brücke nach Eysturoy. Nach einem kurzen Anstieg kommt man durch einen düsteren Natursteintunnel und schließlich nach Elduvik- einem netten, kleinen Dorf mit Naturspaltenhafen. Das Wasser ist glasklar und gemähtes Gras verbreitet einen würzigen Duft. |
3. August 1994 |
Bei etwas Sicht brechen wir auf nach Torshavn und nehmen dabei den kürzeren Weg durch den Tunnel und nicht über die nebelverhangenen Berge. Im Hafengebiet blitzt bereits die Sonne durch die Wolken, wodurch die hübschen, bunten Holzhäuschen in der Altstadt richtig zur Geltung kommen. |
4. August 1994 |
Um 5 Uhr morgens ist Island bereits in Sicht, jedoch bis auf halbe Höhe in Nebel gehüllt. Auf den Bergen im Fjord liegt vergleichsweise wenig Schnee.
Am Snaefell At Snaefell |
5. August 1994 |
Beim Abstieg von der Hochebene ins Hrafnekalsdalur muß ich unter Einsatz des ganzen Körpergewichts bremsen, da der Kompressor nicht den notwendigen Druck aufbaut. Wir kommen an der schmalen Hängebrücke vorbei und queren die mit enttäuschenden 40 cm Wasser gefüllte Tunga. Hinter der letzten Versorgungsstation bei Bru beginnt mit Wüste, ausgewaschenen Sandstücken, Auf- und Abstiegen sowie Flußbetten das erste richtige Geländestück.
Steilpiste Steep track |
6. August 1994 |
Nach dem ersten Bild aus der Serie "Sommer in Island 1994" geht es los. Auf dem Bergrücken zweigt tatsächlich eine Piste in Richtung Kverkfjöll ab. In einem trockenen, jedoch sehr holprigen Flußbett reißt mein Standgaszug und wird mit einem Schweißdraht notdürftig ersetzt.
Sommer in Island |
7. August 1994 |
Frühmorgens ist bereits strahlend blauer Himmel und es hat über 20 °C. Auf phantastischen Hochlandpisten mit kleinen Lavafeldern, langen Weichsandstücken, Canyons und schier endlosen Wüsten erreichen wir nach 4,5 Stunden die Hütte am Kverkfjöll. Noch sind es 4 km bis zum Gletscher, auf dessen Anfahrt ein kleiner, reißender Fluß zu passieren ist.
Piste zum Kverkfjöll Track to Kverkfjöll |
8. August 1994 |
Zusammen mit einem amerikanischen Studenten, der bereits seit Ende Mai in Island ist und fast alle Berge zu Fuß erklommen hat, fahren wir auf der rechten Piste nach Hvannalindir- einer grünen Oase entlang eines Flusses und bei Sonne und Sandsturm weiter zur Askja. Die Kontraste von weißem Schnee, schwarzer Lava und blauem Himmel sind immens. Im "Badesee" Viti ist bei diesem Wetter natürlich Hochbetrieb. Also "hineiiiiin", denn es stinkt ja so herrlich.
Auf dem Weg zur Askja On Askja track
Badetag im Viti Kratersee Bathing in Viti crater lake |
9. August 1994 |
Ein weiterer Hochlandtag beginnt mit Sandsturm und blauem Himmel. Der Abstieg zum Schwemmland erfolgt durch ein teilweise sehr enges Blocklavafeld im wahrsten Sinne über Stock und Stein. Das Schwemmland ist völlig trocken und in der Ebene toben heftige Sandstürme mit Sichtweiten unter 5 m, was erhöhte Vorsicht erfordert, um nicht gegenseitig zu kollidieren. Der Aufstieg zum Urdarhals ist sehr gut ausgepflockt- ohne jegliche Sucherei rumpeln wir bergwärts. Auf 1050 m renne ich "kilometerlang" hinter einer davongewehten Landkarte her.
Sandpiste auf der Gasavatnaleid Sand track on Gasavatnaleid |
10. August 1994 |
Auf Höhe des Torisvatn hat man auf einer Kuppe einen phantastischen 360 Grad Rundumblick. Am ganzen Horizont stehen imposante Berge. Vorbei an zwei Kraftwerken und auf einer Brücke über den mächtigen Gletscherfluß Tjorsa kommt man auf einer kleinen Piste zum Haifoss. Es sind zwei Wasserfälle, die 122 m in einen Canyon fallen mit einem bizarren Tal davor. Nach längerem Warten wölbt sich ein großer Regenbogen vor dem unteren der beiden Fossis.
Wasserfall bei Gjain Waterfall at Gjain |
11. August 1994 |
Die Steigung mit dem letztjährigen Getriebeschaden passiere ich unbeschadet und inmitten von Bergen liegt der Campingplatz von Landmannalaugar. Durch das Obsidianlavafeld und kleine Solfataren steige ich bei Sonne, Sturm und Hagel auf einem sehr steilen Bergpfad auf die Spitze des 943 m hohen Blahnukur. Von einem Aussichtspunkt mit Windrose hat man trotz Sturm in Orkanstärke und eisiger Kälte einen überragenden Fernblick. Beim anschließenden 30 minütigen Abstieg wird man fast vom Bergkamm geweht und kann vor sandhaltiger Luft kaum die Augen öffnen.
Aussichtspunkt Blahnukur Viewing point Blahnukur |
12. August 1994 |
Es beginnt der schönste Islandtag in sechs Jahren. Bei Snaebyli steigt es steil an und kurz darauf steht man vor einem 1 m tiefen Fluß, dem Axlarfoss und dem vor Gletscherkulisse in der Sonne liegenden Quellgebiet Brytalaekir. Kurz nach dem Quellgebiet führt ein Weg durch ein Sandfeld mit bizarren Lavaformationen zum Öldufell und nach Öldufellaekir. Auf dem Weg dorthin liegt unterhalb hoher, schwarzer Sanddünen eine grüne, moosbewachsene Oase mit glasklaren, blau schimmernden Wasserläufen. Bei Öldufellaekir vereinigen sich mehrere Flüsse. Ein Fluß stürzt über die Piste und bildet einen Wasserfall. Davor fließen weitere Bäche und der Hauptstrom rauscht mit großem Gefälle in kleinen Kaskaden talwärts. Daneben fließt ein trüber Gletscherfluß und verschwindet im Fels um kurz darauf in einem tiefen, brodelnden Pool wieder ans Tageslicht zu gelangen.
Wasserfall bei Öldufellaekir Waterfall at Öldufellaekir
Grüne Oase in der schwarzen Sandwüste Green oasis in the black sand desert
Im Hochland In the highlands |
13. August 1994 |
Hraftinnusker ruft. Auf der rechten Gabelung des "Kringla" wird es fahrerisch immer schwieriger. Starke Steigungen, Bodenwellen, Löcher, kleine und große Querrillen, Wasserdurchfahrten und abenteuerliche Schräglagen wechseln sich ab. 8 km nach der Hauptkreuzung beginnt ein erstes, weiches Schneefeld. Ich mache zwei Querungsversuche und versinke dabei nach 5 m bis zur Radnabe im Schnee. Es ist aussichtslos weiter zu fahren, deshalb marschiere ich zu Fuß weiter.
Unüberwindbares Schneefeld am Hrafntinnusker Unpassable snowfield at Hrafntinnusker
Schneefeld Snow field
Eishöhle Ice cave |
14. August 1994 |
Ruhetag. Ich gehe vier Stunden in das benachbarte Schwimmbad und sitze abwechselnd im Whirlpool, den Hot Pots und im Dampfbad. Es ist einfach genial und entspannt ungemein. Nach einem solchen Badetag ist man allerdings richtig geschafft. |
15. August 1994 |
Zuerst werden
kleinere Wartungsarbeiten und Reparaturen am Hano durchgeführt und danach verlasse ich Reykjavik auf der Ringstraße nordwärts. In den ausgedehnten Birkenhainen am Thingvallavatn sammle ich jede Menge Birkenpilze, passiere den Laugarvatn und treffe am Geysir auf wahre Heerscharen von Touristen.
Basaltsäulen am Gullfoss Basalt columns at Gullfoss |
16. August 1994 |
Recht früh steige ich auf dem schmierigen Pfad hinab zu den Solfataren. An einem Nebenarm des Baches kann man in ein schmales Tal hinein gehen, bis ein weiteres Solfatarenfeld an einem Schneefeld das Weiterkommen verhindert. Beim rückwärtigen Queren des Baches bleibe ich knietief im grauen Matsch stecken. Nach einem weiteren Anstieg kommt man zur Hütte am Sommerskigebiet, wo drei Skilifte und eine Schneekatze die Skiläufer in Position bringen. Unter größten Schwierigkeiten steige ich zu Fuß den vereisten Steilhang hoch. Von oben hat man einen hervorragenden Ausblick auf die Umgebung und die Skiläufer, die das über 45 Grad steile Abfahrtstück bewältigen.
Am Kerlingarfjöll At Kerlingarfjöll
Sommerskigebiet am Kerlingarfjöll Summer skiing area at Kerlingarfjöll |
17. August 1994 |
Nach einem kurzen Gang über das Solfatarenfeld zieht es mich zum Einstieg der Hofsjökullnordumrundung. Die dreisprachige Warnung vor Treibsand und reißenden Gletscherflüssen schreckt mich nicht ab, die Strecke alleine zu befahren. Die meisten zu durchfahrenden Gletscherflüsse sind nicht sehr tief, jedoch die riesigen Flußbetten zeugen von großen Wassermassen im Laufe des Jahres. An einem Punkt der Strecke ist man sehr nahe am Gletscher und den davorliegenden Endmoränen. Vermeintliche 500 m bis zum Gletscher dehnen sich auf 1,5 km aus. 30 m vor dem Gletscher versacke ich urplötzlich auf einer sehr matschigen Schottermoräne bis zu den Knien.
Hofsjökull Nordumrundung Hofsjökull northern track |
18. August 1994 |
Ich fahre nochmals die Serpentinen hoch bis zum Beginn des Tales. Talabwärts ist die wunderschöne Strecke mit wassergefüllten Schlaglöchern übersät oder der Fluß fließt teilweise ganz auf der Piste. Immer wieder fallen von den seitlichen Bergwänden Wasserfälle ins Tal. An diesen Stellen ist alles mit leuchtend grünem Moos bewachsen. Nach 25 km öffnet sich das Tal und der erste Hof kommt in Sicht. Die großen Höfe haben riesige Landmaschinenfuhrparks und liegen vor schneebedeckten Bergkulissen. Das Vorderteil eines Autos mit Kardanwelle dient als Antrieb für irgendein Silo- Ideen muß man haben. Nach 50 km erreicht man mit Akureyri das Ende des Tales.
Eyjafardardalur |
19. August 1994 |
Es regnet leicht und ist bedeckt- überhaupt kein Myvatnwetter. Deshalb führe ich wieder Wartungsarbeiten durch. Öl einfüllen, Reifendruck erhöhen, Radschrauben nachziehen, Verteilergetriebeschrauben- es fehlen mal wieder zwei von sechs Schrauben und der Rest ist lose, ebenso die Tellerfederabspannung beidseitig vorne am Koffer. Weiterhin ist eine Gummihohlfeder oberhalb der Blattfedern gerissen und hinten rechts und vorne links sind die Stoßdämpfer undicht.
Am Myvatn At Myvatn |
20. August 1994 |
Kurz hinter Namaskard wird von Straßenbautrupps ein richtiger Highway angelegt. Eine neue Trasse wird aufgefüllt.
Hlodaklettar Basaltfelsen Hlodaklettar basalt rocks |
21. August 1994 |
In der Nacht hat es geregnet, so daß der tiefe, schwarze Sandstrand oberflächlich hart geworden ist. Ich fahre mehrere hundert Meter am Strand entlang, um endlich umdrehen zu können und an einem zerwühlten Aufstieg nach zwei Versuchen auf die Hauptstraße zu gelangen. |
22. August 1994 |
Ein Leuchtturm, vorgelagerte Felsen im Meer, Vogelfelsen, abgestufte Berge mit Vogelnistkolonien, Pferde und Wasserfälle sind lohnenswerte Motive in den Ostfjorden.
Leuchtturm Lighthouse |
23. August 1994 |
Als ich am Ende des Berufjördur die kleine Hochlandpiste Öxi angehe, löst sich der Nebel gerade rechtzeitig auf. Holprig, steil und teilweise eng am Berg entlang geht es nach oben. Viele kleine Wasserfälle liegen am Weg und rückwärtig sieht man die drei Berge des isländischen "Monument Valley". Auf 530 m Höhe zweigt eine weitere, sehr wellige, steile und mit Felsbrocken übersäte Stichstraße nach links auf einen Bergrücken ab. Von dort hat man einen phantastischen Rundblick auf die Berge und den unten liegenden Fjord. Plötzlich zieht vom Fjord eine dicke Nebelschwade empor und Nebelfetzen wabern über den Talrand. In Hanomaggeschwindigkeit gewinne ich das Rennen gegen den vorrückenden Nebel und erreiche nach 21 km die Ringstraße und kurz darauf Egilsstadir.
Öxi Piste in den Ostfjorden Öxi track in the east fjordes |
24. August 1994 |
Auf der Hochebene lassen sich bei einer Sichtweite unter 10 m gespenstische Nebelbilder aufnehmen. Beim Blick ins Tal auf Seydisfjördur kommt und geht der Nebel in rasanter Geschwindigkeit. Der ganze Ort wimmelt bereits mit Touristen und ich stelle mich an der Tankstelle in den hartnäckigen Nebel am Fjord. |
25. - 28. August 1994 |
Um 8 Uhr läuft die Norröna ein und ich warte an der Smyril Info auf Stefan und mein Fährticket. Verhältnismäßig früh stehen wir weit vorne im Bug des Schiffes. |
5.7.2020 |