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1989 |
Die erste Tour 1989 in Islandfarben |
Die erste große Tour mit Hanomag A-L28... Nachdem im letzten Jahr mehrere Pisten mit einem Toyota Hiace nicht befahrbar waren, erwarb ich einen Hanomag A-L28, der sich in diesem Urlaub als nicht ganz unproblematisch herausstellen sollte- sämtliche passenden Glühkerzen Islands wurden aufgekauft.
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4. August 1989 |
Abfahrt in Rutesheim um 3.30 Uhr morgens bei Kilometerstand 25265. Überraschenderweise zügig läuft der Hano, aber durch die Rhön und die Kasseler Berge schnauft der Oldie doch recht kräftig. Das Wetter ist den ganzen Tag ziemlich durchwachsen. Sonne, Regen und Nebel. Gegen 14.30 Uhr ist Hamburg und der Elbtunnel in Sicht. Ein 10 km langer Stau zieht sich in die Gegenrichtung. Unter dem Staunen der Grenzer komme ich nach Dänemark. Kurz vor Veijle halte ich nach einer Tagesetappe von 920 km. Auf dem Nachbarparkplatz steht ein alter Borgward B 2000. |
5. / 6.. August 1989 |
Über die flachen Straßen Dänemarks geht es flott voran. Das Wetter ist anfänglich saumäßig und stürmisch. Vorne regnet es ins Führerhaus hinein. Um 10 Uhr erreiche ich Hanstholm. Die See ist sehr rauh- meterhohe Wellen rollen an den Strand. Na denn gute Überfahrt. Der Himmel wird zusehends blauer. Ich stelle mich an der Fähre an. Das erste Gerät in der Reihe ist ein Borgward B 2000 Faltverdeck, des weiteren mehrere italienische und deutsche Geländewagen, aber auch ein kleiner Ford Fiesta- wo der wohl hin will?
Warten auf die Fähre Waiting for the ferry |
7. August 1989 |
Um 5.30 Uhr läuft die Norröna im Nebel in Torshavn ein. Das Ausladen der Fahrzeuge geschieht wider Erwarten nicht so chaotisch wie letztes Jahr. Als eines der letzten Fahrzeuge rolle ich rückwärts aus der Norröna heraus. Die erste Steigung außerhalb Torshavns ist für Hanomag Verhältnisse enorm und auf einem Parkplatz beginnt der Alptraum- eine Glühkerze muß gewechselt werden.
Serpentinenstraße Serpentine road
Strasse über dem Fjord Road above the fjorde |
8. August 1989 |
Es ist windstill und die Sonne blinzelt ab und zu durch die großen, weißen Wolken. Mit zwei ausgemachten Nordlandfans aus der Steiermark besteige ich den hinter uns liegenden Berg. Über Klippen, Geröll und Wiesen kraxeln wir aufwärts, wobei wir eine tolle Aussicht auf die umliegenden Inseln, das Meer und die beiden Sagenfelsen Risin und Kellingin haben. In den senkrecht abfallenden Felswänden nisten Möwen, Papageientaucher, Krabbentaucher und andere Seevögel. Auch hier greifen die Möwen und Seeschwalben im Sturzflug an, wenn man ihren Nestern zu nahe kommt.
Die Felsen Risin und Kellingin |
9. August 1989 |
Beim Aufstehen stürmt und regnet es in Strömen. Gemütlich zuckle ich die 60 km zurück nach Torshavn, wo ich mich auf einen Parkplatz im Hafen stelle. Ohne erdenkliche Hast und ohne Schirm oder ähnliche Instrumente bewegen sich die Einheimischen durch den Regen. Inselfähren kommen und gehen. |
10. August 1989 |
Im morgendlichen Nebel erkennt man die ersten schneebedeckten Bergspitzen Islands. In Seydisfjördur scheint die Sonne und wir kommen sehr schnell aus der Fähre heraus. Die Autos werden wieder in einzelne Spuren aufgeteilt. Ich stehe eine Stunde am Zoll an, um die fällige Dieselsteuer für drei Wochen von 11553 IKr zu bezahlen. Der Wechselkurs am Zoll beträgt 300 DM für 9250 IKr und die Zöllner sind sehr stark an meinem Hano interessiert. Zu dritt werde ich im Auto nach Lebensmitteln "kontrolliert". Obwohl sie meine Bierbüchsen sehen- keine Beanstandungen. An der ersten Tankstelle bunkere ich 115 Liter Diesel für je 14,6 IKr .
Auf der Ringstraße On the ring road |
11. August 1989 |
Es regnet bei 5,6 °C und trotzdem macht es irre Spaß zu fahren, wobei wir durch schier endlose Aschewüste kommen. Links und rechts türmen sich schwarze Berge. Es folgen Flüsse, Schotterwüste, Lavafelder und ausgedehnte Sandstrecken. Hier benötigt man teilweise Allrad. Führerhaus und Aufbau verschränken sich enorm. Es ächzt und kracht, aber meine Einrichtung hält. Wir passieren zwei Abzweigungen zur Askja. Kurz vor der Kverkfjöllhütte fällt die Piste steil und sehr uneben bergab und der Hano nimmt abenteuerliche Schräglagen ein. Der Hüttenwirt meint, daß wetterbedingt keine Besichtigungen der heißen Quellen im Gletscher möglich wären. Auch wären die Eishöhlen am Gletscheranfang wegen Einsturzgefahr nicht zugänglich.
Hütte im Hochland Hut in the highlands
Wegweiser in der Wüste |
12. August 1989 |
Morgens wandere ich ein gutes Stück in den von einem Fluß ausgehöhlten Canyon beim Askjaparkplatz hinein. Am Ende der Schlucht liegt noch Schnee.
Lavafeld Lava field
Auf dem Weg zur Askja On the way to Askja |
13. August 1989 |
Heute ist Reparaturtag. Die Glühkerzen werden ausgebaut. Die zweite Glühkerze ist defekt. Der Benzinhauptfilter wird geöffnet. Jede Menge schwarzer Sand befindet sich darin. Ebenso im Vorfilter an der Einspritzpumpe. Es ist also kein Wunder, wenn der Hano so schlecht läuft. Startversuch- er läuft wieder fast normal an. Am frühen Nachmittag fahren wir zum "Kamin " in der Erde, wo der Wasserdampf mit brachialer Gewalt aus dem Erdinnern strömt. Am Solfatarenfeld Namaskard blubbert, stinkt, zischt und kocht es, wobei die meisten aktiven Löcher großräumig mit Seilen abgesperrt sind. |
14. August 1989 |
Am Solfatarenfeld an der Krafla zischt und brodelt es aus kleinsten Poren und bei einer 1,5 stündigen Wanderung durch das Lavafeld Dimmuborgir könnte man sich zwischen haushohen Lavaformationen ohne Orientierungshilfe durchaus verirren. Nach einem kurzen Abstecher zu den Pseudokratern im Myvatn gehen wir ins Schwimmbad. Die beiden Hot Pots sind mollig warm. Der heißere hat 43 °C. Die Lufttemperatur beträgt 8 °C und über uns ist blauweißer Himmel. Nach zwei Stunden im Bad kommen wir zurück auf den Campingplatz. Wir drehen mehrere Runden und unterhalten uns mit verschiedensten Leuten über alles mögliche, so auch mit dem arroganten "Zugvogel Hanomag". |
15. August 1989 |
Vorbei an den Pseudokratern fahren wir auf der Ringstraße in Richtung Godafoss und über Berg und Tal erreichen wir schließlich "Assekuranzi"- Akureyri. Ich suche in mindestens acht Geschäften und kleinen Werkstätten nach einer Ersatzglühkerze- vergebens. Palmen hat einen richtigen Spitzenelektriker für seine defekte Standheizung ausgemacht- er hat keine Ahnung. Ständig meint er "Maybe I can fix it". Nach einem Hot Dog zu horrendem Preis und einem riesigen Softeis düsen wir weiter. Durch das Öxnadalur und über relativ hohe Berge biegen wir schließlich ab auf die Kjölur Hochlandpiste. Nach 20 km über heideartige Landschaft rasten wir auf einem kleinen Grasplatz neben einer Flußbiegung mit schönem, schwarzem Sand.
Am Godafoss At Godafoss |
16. August 1989 |
Zuerst muß wieder einmal das Standgas neu eingestellt werden. Wir durchqueren die Flußarme der Blandaa und erreichen nach weiteren 8 km Hveravellir. Es ist eisig kalt und es nieselt. Nach einer kleinen Runde über das Solfatarenfeld begeben wir uns zum Aufwärmen in das mit Natursteinen gemauerte Schwimmbecken. Es hat zwei Plastikrohre als Zuläufe. Der eine ist eiskalt und der andere hat 85 °C. Es ist einfach herrlich, bei 4 °C Lufttemperatur im 40 °C warmen Wasser zu sitzen. Der Kontrast ist irre- hier die Badenden und außerhalb des Beckens tief vermummte Gestalten mit Anorak, Kapuze und Handschuhen. Die Sprachen im Pool sind international. Immer mehr Busse und Reisegesellschaften treffen ein, jedoch nur Wenige trauen sich ins Wasser. |
17. August 1989 |
Recht früh verlassen die ersten Reisegesellschaften Hveravellir. Wir starten um 12 Uhr durch und fahren direkt ins schöne Wetter hinein. Blauer Himmel läßt Lang- und Hofsjökull in brilliantem weiß erstrahlen. Palmen fährt mit dem Borgward zum ersten Mal offen. Vorbei am Hvitarvatn erreichen wir das Ende der Kjölur und den Wasserfall Gullfoss. Er liegt im strahlenden Sonnenschein mit schneebedeckten Bergen im Hintergrund und einem sehr intensiven Regenbogen davor.
Gullfoss
Beim Geysir im Haukadalur At the geyser in Haukadalur |
18. August 1989 |
Zum wiederholten Mal baue ich die Glühkerzen aus. Nun sind die Kerzen des ersten und dritten Zylinders defekt. Beim Bosch Dienst in Lagmuli bekomme ich Ersatz. Sechs Stück zum Preis von je 931 IKr (30 DM).
Borgward Treffen am Campingplatz Borgward meeting at the campsite |
19. August 1989 |
Sundlaugtag- Badetag. Wir vergnügen uns im benachbarten Schwimmbad- bei bis zu 45 °C lassen wir uns stundenlang einweichen. Danach verlassen wir Reykjavik in Richtung Südküste. Das Wetter ist traumhaft- blauer Himmel. Aus 70 km Entfernung sehen wir zum ersten Mal die Gletscher im Süden. Je näher wir kommen, um so imposanter sind sie. In Hvollsvöllur wird ein kleiner Tankstop eingelegt und wir biegen in die Thorsmörk ab, dabei passieren wir den einsam in der Landschaft stehenden, mächtigen Felsblock Stora Dimon, sowie mehrere Pferdekoppeln. Zu Anfang sind viele kleine Flüsschen in grüner Landschaft zu durchqueren.
Eissee am Gletscher Ice lagoon at the glacier
Warten auf Hilfe Waiting for help
Festgefahren in der Krossa |
20. August 1989 |
Wir haben alle Wetter gleichzeitig. Sonne, Regen, Nebel und Wind. Die ganze Luft ist sandhaltig. Die Isländer haben anscheinend keine Lust unter diesen Wetterbedingungen zu campieren. Fast alle reisen ab. Gegen Mittag dringen wir noch tiefer in das Tal vor. Ein 10 m breiter, reißender Gletscherfluß versperrt uns schließlich den Weg. Über eine Fußgängerbrücke kommen wir ans andere Ufer, wo sich eine weitere, fahrbare Brücke anschließt. Das Tal wird immer enger und wir queren mehrere kleine Flüsse. Links und rechts türmen sich kunstvoll erodierte Berge. Man scheint überall Figuren zu erkennen. Am Fuß der Berge sind viele kleine ausgewaschene Höhlen. Der vor uns liegende Gletscher zieht langsam mit Nebel zu. Es kommt ein sehr starker Wind auf und das Flußwasser und der Sand werden emporgewirbelt. Nun fängt es auch noch an zu regnen. Wie an der Askja werden wir halbseitig klatschnass. Dieses Mal von hinten.
Regenbogen in der Thorsmörk Rainbow in Thorsmörk
Regenbogen in der Thorsmörk Rainbow in Thorsmörk
Hanomag und Borgward Hanomag and Borgward
Schnelle Wetterwechsel Fast change of weather |
21. August 1989 |
Der Tag der Regenbogen. Schon frühmorgens spannt sich ein geschlossener Regenbogen über das Tal. Er kommt und geht ständig. Mal regnet es, mal scheint die Sonne, manchmal beides gleichzeitig. Nochmals fahren wir die 2 km bis zur Krossa. Durch den Regen in den Bergen ist sie mächtig angeschwollen und führt fast doppelt so viel Wasser wie bei unserer Durchquerung. Sämtliche Flüsschen sind zu Flüssen geworden. Ein mitteltiefer Fluß wird wieder zum unfreiwilligen Standplatz des Borgward. Palmen klettert wieder aufs Dach und das Flußwasser läuft quer durch das Auto. Ich muß ihn aus den Fluten ziehen. Aus allen Ritzen rinnt das Wasser. Beim nächsten Fluß ist Palmen vorsichtiger und er läßt sich vorsorglich von mir durchschleppen.
Der Borgward wurde aus dem Fluss gezogen The Borgward was towed out of the river
Tag der Regenbogen
Skogafoss
Skogafoss |
22. August 1989 |
Die Ringstraße führt durch schwarze Sanderflächen und die dick mit Moos bewachsene Eldhraun. Der Wagen fährt mal mit 45 km/h, mal mit 70 km/h- ein eindeutiges Zeichen von Verstopfung. In Kirkjubaerklaustur hängt das hintere Nummernschild samt Licht nur noch am Stromzufuhrkabel und wird in einer Volvo Werkstatt für 700 IKr geschweißt.
Hanomag, Borgward und Unimog am Jökulsarlon Eissee Hanomag, Borgward and Unimog at Jökulsarlon ice lagoon |
23. August 1989 |
Für zwei Stunden scheint die Sonne und wir nehmen die letzte Etappe in Angriff. Immer entlang an der Küste und unterhalb schön abgestufter Berge geht es vorbei an Djupivogur und um den Berufjördur. Hier holpern wir durch 12 km sehr schlechte, frisch hergerichtete Ringstraßenkilometer. Zwei weitere Fjorde werden umrundet und durch das größte Tal Islands, das Breiddalur, mit einem serpentinenförmigen Anstieg am Ende, sowie weiteren Pisten bergauf und bergab erreichen wir den See Lagerfljot. Der Hanomag läuft erbärmlich schlecht. Ein kurzes Stück Teerstraße bringt uns nach Egilsstadir und nach kurzem Aufenthalt schnaufen wir über den letzten Paß nach Seydisfjördur.
Wasserfall auf dem Weg nach Seydisfjördur Waterfall on the way to Seydisfjördur |
24. August 1989 |
Schon sehr früh frage ich bei der Smyril an, ob eine Vorbuchung um eine Woche möglich ist. Ich warte bis alle Fahrzeuge eingecheckt haben und laufe nervös über drei Stunden kreuz und quer über den Platz vor der Fähre. Die Autoschlange scheint endlos. Endlich, das letzte Fahrzeug ist durch. Nochmals frage ich nach. Tatsächlich, ich kann auf die Fähre. Ohne gültige Boarding Card komme ich an Bord. Um 13 Uhr legen wir ab. Schnell kehrt das übliche Bordleben ein.
Seydisfjördur |
25. August 1989 |
Wecken um 5 Uhr Bordzeit. Die Norröna läuft in Torshavn ein und wir gehen zu einem Morgenspaziergang an Land. Wir schlendern durch die Altstadt mit ihren bunten, teils grasgedeckten Häusern. Nachdem wir wieder an Bord sind wird zuerst gefrühstückt und dann weitergeschlafen. Langeweile. Langeweile. Abends sitzen wir in der Cafeteria und beobachten zwei Schweizer mit ihren Lenkdrachen. |
26. / 27. August 1989 |
Wir stehen bei schönem Wetter an der Reling und Hanomag- fachsimpeln. Mehrere andere Dieselfahrer hatten ebenfalls enorme Startprobleme und Schwierigkeiten mit den Glühkerzen. |
3.7.2020 |