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2002 |
Hanomag Konvoi 2002 Hanomag convoy 2002 |
Pannen, ein wildgewordener Wikinger und Polarlichter... "Kleinere Reparaturen" an den Hanomags- teilweise verursacht durch den Jagdtrieb eines vereinzelten Wikingers- und künstliche bzw. natürliche Polarlichter begleiteten unseren Fahrzeugkonvoi.
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1. / 2. August 2002 |
Eine
chaotische Anfahrt mit Stau auf Stau bzw. Vollsperrungen von ganzen
Autobahnteilen steht am Anfang des Urlaubs. Nach fast 5 Stunden erreiche
ich schließlich doch noch Kelkheim. Der Rest der Mannschaft hat sich
gerade auf den Weg zum Flughafen gemacht und ich treffe sie wirklich im
allerletzten Moment. Auf Schleichpfaden und ohne weitere Verzögerungen
kommen wir zum Terminal 2. Unser Flug wird als verspätet angezeigt.
Verspätet heißt, daß unser Flieger erst gegen 1.30 Uhr morgens
abheben soll. Jeder von uns erhält auf Grund der Verspätung einen
Gutschein über 25 Euro. Drei der Gutscheine können wir
"verfressen und versaufen"- die restlichen zwei verfallen. An
der Gepäckkontrolle werde ich gefragt: "Warum haben Sie so viele
Schlüssel- sind Sie Hausmeister?!?!" -"Ähhh nööö-
Hanofahrer." Kurz
vor 2 Uhr heben wir tatsächlich ab und erreichen nach drei weiteren
Stunden den Flughafen in Keflavik. Mit dem Flybus geht es in die Stadt
und unmittelbar auf das Hafengelände. Hinter dem Hauptgebäude von
Eimskip am Tor 3 ist ein Schalter mit Wachpersonal. In kürzester Zeit
haben wir unsere Papiere und Schlüssel und können so auf das Gelände
zu unseren Autos. Hurra- es läuft- aber es lassen sich keine Gänge
einlegen. Wieder mal die alte Geschichte mit dem Schalthebel. An Pit´s
Fahrzeug sind alle Schalter an und die Batterien komplett leer. Im
Innern der Fahrzeuge ist einiges durcheinander, was vielleicht auf einen
rauhen Seegang bei der Überfahrt schließen lässt. Nachdem Pit
Starthilfe erhalten hat, zieht er mich auf den nächsten Parkplatz, wo
der Schaltknüppel durch einen neuen/alten ersetzt wird. Zwischenzeitlich
ist auch Lutz eingetroffen und nun ist unsere Mannschaft für den Moment
komplett. Jürgen´s Hano und ein weiterer mit Planenverdeck werden im
Hafengelände zurückgelassen. Nach fast drei Stunden Warten für Tanken
und Einkaufen in Mosfellsbaer sind wir endlich startklar für die erste
Etappe. Wir
verlassen im Konvoi die Ringstrasse, um über die 36 an den
Thingvallavatn zu fahren. Mit Denis mache ich einen kurzen Gang zum
Wasserfall und zu den wassergefüllten Lavaspalten. Danach zieht es uns
auf der 52 nordwärts. An einer Steigung sehen wir rechts eine weitere
Piste verlaufen, die wir nach dem Queren eines kleinen fast
ausgetrockneten Sees auch erreichen. Die Piste führt um das Lagafell
und vorbei an zwei Hütten. Das Endziel ist 28 km entfernt und wir
bekommen bereits anfänglich viele Steine, ausgewaschene Piste und sogar
etwas Matsch geboten. Die
Müdigkeit nimmt zu und so stoppen wir nach nur 8 km auf einer großen,
ebenen Fläche kurz vor einem Lavafeld mit Bergen im Hintergrund. Wir
bilden eine Wagenburg und das übliche Lagerleben nimmt seinen Lauf. Um
21 Uhr ist bereits Ruhe im Camp.
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3. August 2002 |
Nach
dem Kaffeetrinken in der Dorfmitte unter dem aufgespannten Sonnensegel-
aber wo ist sie bloß?- machen wir uns auf zur nächsten Etappe.
Lavafeldchen, Steine, ausgewaschene Buckelwiesen, grober Schotter und
stark unebene Streckenstücke wechseln sich ab. An einem Loch beträgt
die kurzzeitige Seitenneigung des Hano 30°- aber er fällt nicht. Die
weitere Strecke bis zum Mittagsstop ist erheblich schneller zu fahren.
Das immerhin 1186 m hohe Hlödufell ist im Nebel erst ca. 3 km vor dem
Erreichen zu erkennen. Wir biegen rechts ab und im Sand fährt es sich
wesentlich besser als auf den Steinen. Die Hanos klettern auf maximal
670 m Höhe und auf dieser Hochebene haben wir den einzigen Gegenverkehr
auf dieser Piste. "Achtung Autofahrer- durch Nebel beträgt die
Sicht stellenweise unter 20 m- überholen sie nicht...." Die
Abfahrt nach Laugarvatn strapaziert den ersten Gang und die Bremsen
ziemlich stark. Das Tal liegt um etwa 500 m tiefer als das Hochplateau.
Nach dem erneuten "Brotholen" in Laugarvatn rasen wir an das
Geysirfeld und laufen über das von Touris übersäte Gebiet. Grau in
grau mit Regen vermischt gibt keine guten Bilder. Der Nachbar des
"Blesi" ist recht aktiv und sprudelt 30 cm hoch- eben wie ein
kleiner Juniorgeysir. Vorbei am Gullfoss biegen wir an der ersten Möglichkeit links ab und hinter einem Gatter finden wir einen großen, ebenen Platz. Die Wagenburg wird wieder errichtet und es regnet, regnet, regnet....
Hier endet die Zivilisation End of civilisation |
4. August 2002 |
Es
stürmt ziemlich heftig auf unserem kurzen Weg zum Gullfoss. Die
reichlich vorhandene Gischt und etwas zusätzlicher Regen von oben macht
uns ziemlich nass. Wir biegen ab auf die Parallelpiste zur Kjölur und
dann auf die Strommastenpiste Richtung Osten. Die Strecke ist holprig,
aber nicht schwierig. Die ersten beiden als Furten eingezeichneten Flüsse
sind mehr als harmlos. Als nächstes kommen wir zum ersten Mal an die
Stora Laxa. Sie ist nicht sehr tief, hat aber größere Steinbrocken als
Untergrund. Kurz darauf die Stora Laxa zum Zweiten. Wir wechseln wieder
auf die andere Seite des Flusses. Der Fluss ist etwa 30 m breit und hat
zwei erkenntliche Ausfahrten. Ich probiere beide einmalig und bleibe
jeweils in der Mitte hängen. Denis gesellt sich dazu und wühlt die
steilere der beiden Ausfahrten um. Nun stehe ich mitten im Fluss und Pit
probiert es ebenfalls mehrfach. Er bezwingt die Ausfahrt als Erster. Mit
dem Bergegurt zieht er Denis links nach oben und Lutz wird rechts
geliftet. Ich komme am Gurt- aber aus eigener Kraft ebenfalls aus dem
Wasser. Als
letzter ist Uwe an der Reihe. Das Unglück nimmt seinen Lauf. Kurz nach
der Flussfahrt bleibt der Fiat mit einem gerissenen Steuerriemen stehen.
Er wird von Pit angegurtet und gezogen. Durch den langen Gurt wird er in
einer 90° Kurve fast in die Pampa gezerrt. Die "Hufe" von Pit´s
Hano scharren gewaltig, um die drei Tonnen Fiat nach oben zu wuchten. An
den Abfahrten lassen wir das Fahrzeug an der langen Leine vorausrollen.
Ein Unglück kommt selten alleine- der Bergegurt wickelt sich um das
linke Vorderrad und verbiegt die Spurstange total. Mit abstehenden
Reifen rollt er den Rest des Berges hinab. Beim Ausrichten der
Spurstange bricht diese prompt ab und wir beschließen ins Tal zu fahren
und einen Schweißer zu finden. An der ersten Hütte wird nach einem
Telefonat Atli in Arnes empfohlen. Nach knapp 50 km Fahrt und zwei
weiteren befragten Leuten kommt uns Atli im Pickup bereits entgegen und
wir fahren zu seiner Werkstatt in Arnes. Die Spurstange wird in mehreren
Lagen angeschliffen und geschweißt. Schlußendlich sieht sie fast wie
neu aus. Im Telefonbuch machen wir noch Istrak in Gardabaer als Fiat
Werkstatt aus. Das Schweißen kostet uns eine Flasche Rum und wir machen
uns wieder auf die Heimreise. "Sch..."-
Uwe´s Fahrzeugschein liegt noch in der Werkstatt. Nochmals wird Atli
bemüht, aber dann geht es wieder ab in die Berge.
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5. August 2002 |
Erste
Sonnenstrahlen sind zu sehen und die Spurstange ist auch eingebaut. Pit
hängt den Fiat wieder hinten an und langsam fahren wir talwärts. An
einer Kuhle mit eingegrabenem Plastikwasserrohr rutscht der Fiat ab und
steht verkeilt in der Senke. Er wird zuerst nach hinten und dann wieder
nach vorne gezogen. Die nächste kribbelige Stelle ist die ausgepflockte
Furt des Haifossflusses Fossa. Zwischen den Markierungspfosten schaukeln
wir auf die Gegenseite. Wir sind drüben und ein belgischer
Fahrradfahrer mit Trailer watet auf die Gegenseite. Der Rest bis zur
Hauptstrasse ist problemlos. Am
Gefälle des Stöng Nachbaus rollt der Fiat voraus, Uwe schiebt zusätzlich
vorne und ich hinten. Für den Gegenverkehr sieht es so aus, als ob der
kleine Fiat unter höchster Anstrengung Pit´s Hanomag hinter sich
herzieht. Über
Selfoss und Hveragerdi kommen wir auf die Hellisheidi. Dort ist
Wetterwechsel von Sonne auf Nebel und Regen. In Gardabaer finden wir
schließlich den Fiat Händler und wir stellen uns in eine Ecke im Hof.
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6. August 2002 |
Kurz
vor 8 Uhr erscheint die Fiat Urlaubs- Notmannschaft. Wir erzählen vom
gerissenen Zahnriemen. Der Servicemann befürchtet sofort das
Schlimmste- Motorschaden. Durch die Ferienzeit ist ein Reparaturtermin
nicht absehbar. Der ADAC ist auch nicht in der Lage einen Ersatzmotor
schnell vor Ort zu bringen. Uwe beschließt das Fahrzeug zurückzuschiffen
und ich tausche noch meinen Anlasser. Wir
fahren zur blauen Lagune. Etwa drei Stunden sitzen, stehen und liegen
wir in der milchigen Brühe. In der Mitte wird eine Art Geysir mit Heißwasser
aktiviert- das heißt Abstand halten. Nach einer Riesenportion Eis geht es groggy an den kostenlosen Campingplatz in Grindavik.
Blaue Lagune Blue lagoon |
7. August 2002 |
Zurück
beim Fiat Händler in Gardabaer tritt Uwe´s Gefährt "die letzte
Fahrt" in den Eimskip Hafen an. Es wird direkt auf ein Flat
verladen und wir fahren nun zum Zoll, um wenigstens die restliche
Dieselsteuer zurückzubekommen. Nach mehr als einer Stunde kommt die
Bestätigung von Eimskip, daß das Fahrzeug vorzeitig das Land verläßt. Jetzt
aber geht es wieder auf die Piste. Ringstrasse, 26 und dann auf den
Landmannaleid.Rechts steht ständig die Hekla im Blickfeld und die Piste
führt durch schwarzen, lavadurchsetzten Sand. Am roten Wasserfall
biegen wir ab in die Berge. Etwas ausgewaschene Strecke und mehrere
steile Abstiege sind zu meistern. Am Lavafeld unterhalb des markanten
Krakatindur ist das Ziel für heute erreicht.
Übernachtungsplatz a
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8. August 2002 |
Hochland
pur ist angesagt. Kurz vor einem Lavafeld biegen wir rechts ab in
Grobrichtung Hekla. Die nicht auf unseren älteren Karten eingezeichnete
Piste gabelt sich nochmals- wir halten uns wieder rechts. An kurzen,
steinigen Kuppen verbiegt sich Denis seine untergehängten Plastiktanks.
Auf guter Piste kommt man direkt unter das Lavafeld des letzten Hekla
Ausbruches und weiter fast schon autobahnmäßig im 4. Gang bis zur nächsten
in der Karte verzeichneten Kreuzung. Hier steht ein blaues Schild ohne
Nummer mit Aufschrift "Hekla". Um
die Ecke kommt Wasser den Hang herunter und bildet kleine Wasserfälle.
Im weiteren Verlauf biegen wir nach zwei Wasserfällen zur Rechten in
Richtung Hungursfit ab. Diese Hütte steht in einem wasserreichen, grünen
Tal und nun kommt auch die Sonne etwas zum Vorschein. Der Aufstieg aus
dem Tal ist neu geschoben worden. Auf dem folgenden Kamm hat man einen
herrlichen Ausblick auf die umliegende Bergwelt. Wieder unten angelangt,
steht voraus eine Hütte, aber die Piste geht rechts ab in ein
grasbewachsenes Flusstal. Die erneuten Anstiege sind ziemlich
auserodiert und man schaukelt langsam nach oben. Es folgen weitere
Steigungen mit Wahlmöglichkeit und schließlich der finale Abstieg mit
quietschenden Bremsen bis zur Engstelle mit abgebrochenen Felsbrocken. Nach
der Fahrt in einem kleinen Bach durch ein schön auserodiertes Tal,
kommt man auf die vielbefahrene Zubringerpiste zur Maelifellsandur. Auf
dem Fernwanderweg Landmannalaugar / Thorsmörk am Alftavatn nehmen auch
die Wanderer zu. An der kleinen, bergigen Durchfahrt am Alftavatn liegt
kein Schneefeld- das läßt hoffen für die Hrafntinnuskerquerung. Pit´s
Fahrzeug nimmt kaum noch Gas an und so hängt er etwas hinterher.
Unterhalb des Laufafell stehen wir in altgewohnter Umgebung in der Lava.
Pit wechselt den Hauptdieselfilter und ich stelle fest, daß mein
vorderer Schrank kurz vor dem Umfallen ist- alle Schrauben sind
abgerappelt. Der Nebel senkt sich über das Hanomag Camp und der Rest
ist Schweigen.
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9. August 2002 |
Abfahrt
aus dem Lavafeld und bereits nach einem Kilometer sehe ich rechts am
kleinen See Markus mit dem Unimog stehen. Er wird uns folgen. Die Pisten
sind gut abgetrocknet und weit und breit ist kein Schnee zu sehen. Es
geht aufwärts. Oftmals sehen die Steigungen aus der Ferne erheblich
schwieriger aus, als sie letztendlich sind. An den Dampfquellen in 900 m
Höhe ist Zwischenstop und "meeting point". Im schönsten
Sonnenschein begegnen sich Fahrzeuge und Pferde. An
einem schräg gefahrenen Strassenschild biegen wir ab zum eigentlichen
Hrafntinnuskergebiet. Etwa 5 km geht eine Einbahnpiste bis auf einen
ziemlich abschüssigen Parkplatz auf über 1000 m Höhe oberhalb einer
40 m hohen Eiswand. Unmittelbar davor befinden sich viele heiße
Wasserquellen und auch unter dem Schnee haben diese riesige Eishöhlen
ausgedampft. Beim Begehen knackt es teilweise fürchterlich im Gebälk
und es liegen auch bereits viele abgebrochene Eisbrocken herum. Es
folgen noch mehrere steile Anstiege und dann nach einem schönen
Ausblick ins Landmannalaugargebiet die Abfahrt auf einer Art Damm. Der
Landmannaleid ist dann bereits Autobahn und um 17 Uhr ist der
Campingplatz in Landmannalaugar erreicht. Renate und Jürgen sind
bereits da. Der
Fahnenmast wird aufgebaut und die Autos in Wildwestmanier als Wagenburg
aufgestellt. Außer den 5 Hanomags und Markus mit dem Unimog gesellen
sich noch ein Robur und ein VW Syncro dazu. Das Camp für das 1.
Internationale Hanomagtreffen ist offiziell eröffnet.
Piste zum Hrafntinnusker Track to Hrafntinnusker
Am Laufafell At Laufafell
Starke Schräglage Heavy inclination
Es geht aufwärts It is going up
Lutz i
Lutz a
Pit i
Pit a
1. Internationales Hanomag A-L28 Treffen in Landmannalaugar 1. International Hanomag A-L28 meeting in Landmannalaugar
Das Camp The camp |
10. August 2002 |
Ruhetag
oder gar Reparaturtag in Landmannalaugar? Alles was geöffnet werden
kann ist offen. Motorhauben, Bremsen, Thermostate....weiterhin wird
abgeschmiert, gehämmert und geflext. So sehen eben Samstage von
Hanomagfahrern aus. Ein
isländischer Mercedesbus fährt auf das Gelände- es kracht und eines
der linken hinteren Zwillingsräder überholt das Fahrzeug und rollt in
die Botanik. Der Zufahrtsweg ist kurzfristig blockiert, aber auch diese
Panne wird an Ort und Stelle behoben. Gegen
Abend trifft ein Trupp Land Rover ein und Gulli, der sonst auch die isländische
Version der Formel 1 kommentiert kündigt sich für Filmaufnahmen an den
Hanomags am nächsten Morgen an. Weiterhin unterhalten wir uns mit dem
Besitzer des überbreiten GAZ69, der heute mit einem Ford Econoliner
unterwegs ist. Er ist Schuldirektor in Hella und er lädt uns zur
Besichtigung des Rettungsequipments nach dort ein. Zwei
Polizisten kommen auf uns zu und bitten, daß die isländische Fahne mit
den zwei Endzipfeln auf Jürgens Fahrzeug heruntergenommen werden muß,
da diese Flaggenform nur der Regierung oder dem Präsidenten zusteht.
Rechteckige Fahnen sind OK- also herunter damit. Nach
dem Grillen sitzt alles unter der gespannten Plane und Kai, der
Roburfahrer, bringt sogar Wodka vom Baikalsee mit.
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11. August 2002 |
Die
Mannschaft steht fast komplett kurz nach 7.15 Uhr vor den Autos. Gulli,
der Filmemacher ist auch bereits da und hält alles im Bild fest. Er
filmt im Fahrerhaus und ist begeistert von der isländischen Ausrichtung
des Aufbaus. Es folgt ein Interview, bei dem Pit als Kameramann
fungiert. Weiterhin wird der Hano probegestartet und der Tagebucheintrag
des 10. August abgefilmt. Nun
ist auch der Land Rover Tour Guide Ingo herbeigeeilt. Auch er ist
begeistert von den Autos und meint "das ist Lifestyle". Nach
dem Erzählen der Story mit den Zipfeln an der isländischen Flagge- natürlich
mit laufender Kamera- überreicht er mir feierlich seine 2002 Land Rover
Tour Kappe- und ich bin wohl fortan "Ehrenmitglied". Das Wetter ist nicht besonders- mal Regen und mal nur bewölkt. Wir lümmeln um die Fahrzeuge und beobachten die Leute. Gegen späteren Nachmittag kommt die Sonne zum Vorschein und ein nicht ganz vollendeter Sonnenuntergang bringt etwas Farbe in die umliegende Bergwelt.
Interview mit Filmaufnahme Interview with video filming
"Guinness is good for you" ....☺....this is a fake picture
Ein fast perfekter Sonnenuntergang in den Bergen A nearly perfect sunset in the mountains |
12. August 2002 |
Das
Lager wird aufgelöst. Das heißt Fahnen herunternehmen, Plane einpacken
und die ganze sonstige Ausrüstung wieder verstauen. Bei mittelprächtigem
Wetter fahren wir durch die Berge bis zur Eldgja Schlucht. Nach einem
Gruppenfoto warten wir außerhalb der Vulkanspalte auf die drei
Fahrzeuge, die auf den Bergkamm der Eldgja fahren. Der
weitere Weg bis zur Ringstrasse ist teils schlaglochübersät. Von dort
geht es wieder in erhöhtem Tempo weiter. Wegen des nicht ganz guten
Wetters lassen wir wieder mal die Laki links liegen. Kurz vor
Kirkjubaejarklaustur geht Denis der Sprit aus, der aber von allen Hanos
an der dortigen Tankstelle nachgefasst wird. Hinter dem Felsen Lomagnupur biegen wir im strömenden Regen links auf einen Schotterdammweg ab. Vor dem Wasserfall mit Fluss stehen wir kurz beratend zusammen, um dann die recht breite Querung an der gleichen Stelle wie letztes Jahr durchzuführen. Nur auf den letzten 15 m taucht das Auto kurzfristig bis zur Stoßstange ins Wasser ein. Wir rumpeln weiter taleinwärts nach Nupsstadaskogar und halten schließlich am Ende des Weges auf einer großen, schwarzen Freifläche.
Fluss nach Nupsstadaskogar River to Nupsstadaskogar
Hanomag Wagenburg Circled Hanomags |
13. August 2002 |
Geschlafen-
fast verschlafen- wie tot. Ein Teil der Truppe steht abmarschbereit in
der Wagenburg. Wir wandern hinein in das enger werdende Tal. Sand,
Schotter und kleine Birkenwäldchen liegen am Weg. Mittendrin grüne
Oasen mit allerlei Blumen. Am Ende pirschen wir durch höhere Birken an
den Fuß eines großen Basaltfelsens. Kurzzeitig sitzen wir im Durchgang
zwischen zwei hohen, bemoosten Felsen. Der Rundweg kommt an eine in der
Wand hängende Kette. Hier muß das eigene Gewicht etwa 10 m nach oben
gestemmt werden. Alle Beteiligten schaffen diese Übung mit mehr oder
weniger Schwierigkeiten. Auf dem Plateau angekommen sieht man zwei
Wasserfälle in ein gemeinsames Becken stürzen. Rechts trübes
Gletscherwasser und links klares Bergwasser. Die Sonne wird durch hohe
Bewölkung verdeckt und so haben wir nur nach dem erneuten Abstieg einen
leichten Regenbogen in der Schlucht stehen. Wiederum
an den Autos angekommen, fahren wir nach kurzer Pause los. Auf der
Strecke befindet sich plötzlich Wasser und Teile der Piste sind seit
gestern überschwemmt. Der Nachbarfluss ist mächtig angeschwollen und
es liegen kleine Eisbrocken herum- in der Nacht hat wohl ein kleiner
Gletscherlauf stattgefunden. Unsere Flusspassage vor dem Wasserfall
liegt im schönsten Sonnenlicht und blieb davon unberührt. Ab
der Ringstrasse fahren wir zügig bis nach Skaftafell, wo ich mir den
neuesten 1:300000 Kartensatz zulege. Der
Svinafellsjökull zieht sich immer mehr zurück und man muß schon
ziemlich weit nach oben gehen, um den Einstieg zu finden. Mit Steigeisen
und Pickel trete ich dann den Rückzug nach unten auf dem Gletscher an. Nach
zwei Versuchen finden wir den richtigen Zugang zum kleinen Breidarlon
Eissee. Der Weg führt bis direkt ans Wasser, wo einige Eisbergchen am
Strand liegen. Die Abbruchkante des Gletschers ist vergleichsweise nahe. Nach
dem Grillen wird der Polarlichtpub geöffnet und in der Nacht wird kräftig
gesungen- schaurig schön hallt es über den ganzen See- Pooooolarlicht
ooooohooooo Pooooolarlicht ooooohoouoooh...... Seither
hält sich das hartnäckige Gerücht, daß in jener Nacht sämtliche
Zugvögel der näheren Umgebung den freiwilligen und verfrühten Flug in
den Süden angetreten haben.....
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14. August 2002 |
Stahlblauer
Himmel und ich breche vorzeitig auf zum Eisseee Jökulsarlon. Dort
herrscht bereits rege Betriebsamkeit und die Amphibienfahrzeuge sind in
vollem Einsatz. Mein Stammplatz an der Ringstrasse ist durch einen
Baumstamm abgesperrt. Ich laufe mehrfach am Ufer entlang- immer auf der
Suche nach interessanten Fotomotiven. Vom angrenzenden Hügel hat man
die beste Gesamtübersicht und der Blaufilter muß Schwerstarbeit
leisten. Nach schwerem Kampf mit nicht abfahrbereiten tschechischen
Bussen und italienischen Mietwagentouristen haben wir endlich einen
zusammenhängenden Standplatz für alle fünf Fahrzeuge inklusive
Besatzung auf den Motorhauben für ein obligatorisches Gruppenbild am
Eissee ergattert. Immer
entlang an schön abgestuften Bergen, sowie kleineren Tümpeln am
Strassenrand mit teilweise bunt zusammengewürfelter Vogelwelt erreichen
wir das Schwimmbad in Höfn. Dort wird der sprudelnde Hotpot lange Zeit
belagert- alles andere ist viiiiiel zu kalt. Die
letzte Etappe führt zum verlassenen Hof am Vestrahorn. Etwa einen
Kilometer davor röhrt es plötzlich mächtig und mein Auspufftopf liegt
auch schon auf der Piste. Kurzerhand wird er auf der Stoßstange
festgebunden. Wie ein Panzer laufe ich im Lager ein. Mit einem Stück
Flacheisen wird ein neuer Halter zurechtgebogen und nach kurzer Zeit
steht der Wagen wieder in alter Frische in der Boxengasse.
Der Tag danach The day after
Into the cold water...
...und weg ...and away
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15. August 2002 |
In
der Nacht kam der totale Wetterwechsel- von blauem Himmel und Windstille
zu vollkommen bewölkt mit Regen und Wind in Sturmstärke. Dabei
hat der Hanomag nur so gezittert und gebebt. Vollzählig
fahren wir ab der Ringstrassenkreuzung über den kleinen, steilen und
nicht geteerten Pass. Bereits nach 20 km ist der Abzweig in die Loni
erreicht. Drei Gatter müssen geöffnet werden, um endlich bis ins
Flusstal vorzudringen. Das Tal ist sehr weitläufig- aber wo ist der
Fluss? An altbekannter Stelle mit Warnschild ist alles trocken. Etwas
weiter kommt tatsächlich noch ein 20 m breites Flussbett mit
schnellfließendem, trüben Wasser, das aber nur ca. 50 cm tief ist. Im
Sturm klettern wir auf über 700 m Höhe und dann wieder hinunter zum Hüttenparkplatz
auf etwa 320 m Höhe. Voll
eingemummt wandert die Hälfte der Mannschaft den steilen Abstieg
hinunter und über die Hängebrücke bis zur Hütte. Nach kurzem
Zwischenstop machen wir uns auf den Rückweg. In den Serpentinen des
Aufstiegs bläst der Sturm mal von hinten, was sehr hilfreich ist und
mal von vorne, was erheblich behindert. An manchen Punkten kann man sich
unter 30° zur Vertikalen in den Wind stellen ohne umzufallen. Auf
Bergeshöhe warten wir auf besseres Wetter.
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16. August 2002 |
Die
Nacht war von heftigsten Windböen begleitet und mehrfach dachte ich
"hält die Handbremse und hast du einen Gang eingelegt?" Der
Hano hielt und so fahren wir mit vielen Fotostops wieder auf den höchsten
Punkt der Strecke. Jawohl- jetzt geht es fast nur noch bergab. In
einer leichten Rechtskurve mit Gefälle bleibe ich stehen, da vor mir
eine kleine Rentierherde den Weg kreuzt. Ich steige aus, um zu
fotografieren. Lutz bleibt ebenfalls hinter mir stehen und steigt aus.
Als ich gerade abdrücken will, drehe ich mich um und schreie:
"Lutz, dein Auto läuft weg!!!!" Ich springe zur Seite und
Lutz versucht das Trittbrett zu erreichen. Das Auto mit dem Wikingerkopf
auf der Motorhaube nimmt Fahrt auf und folgt den Rentieren. Dabei schlägt
es mit dem kompletten rechten Kotflügel in meinem Aufbau ein. Mein Hano
wird nach vorne weggeschoben und der wildgewordene Wikinger nach links
geschleudert. Als nächstes schlägt der wippende Koffer bei mir ein und
schrammt auf der Breitseite entlang. Mein Fahrzeug wird nochmals nach
vorne versetzt und es hat kurzzeitig den Anschein, als ob es nun auch
zur Rentierjagt losläuft- aber es bleibt stehen und folgt dem Wikinger
nicht. Lutz´s Fahrzeug wird durch den Aufprall links aus der Spur
geworfen und gräbt sich mit dem Jagdinstinkt eines echten Nordländers
durch das schotterartige Geröll. Lutz kommt nicht auf das Trittbrett
und nachdem "Wiki" wieder den Weg erreicht hat springt er ab.
Nun schießt es rechts aus der Bahn und an einem kleinen Hang glaubt
man, daß das stark wippende Fahrzeug umkippt. Es schaukelt hin und her,
aber wie ein Wunder bleibt es plötzlich im losen Geröll mit voll
eingeschlagenen Rädern direkt vor einem großen Stein stehen. Die ganze
zurückgelegte Strecke beträgt etwa 40 m. Einige Meter weiter und
"Wiki" hätte den großen Flug angetreten. Lutz
rappelt sich auf und wir rennen alle zu dem auf der Seite am Hang
stehenden Hano. Rechts vorne ist der Kotflügel verbogen, ebenso die Kühlermaske
und der Kühler selbst tropft vor sich hin. Bei mir ist hauptsächlich
die linke, obere Kofferseite stark demoliert und das linke hintere
Seitenfenster defekt. Im
fast pünktlich einsetzenden Regen wird Lutz´s Fahrzeug zerlegt. Kotflügel,
Maske, Batteriehalterung, Maskenhalterung, Kühler und Stoßstange
werden abgebaut und wieder passend zurechtgebogen bzw. gelötet. Nach
5,5 Stunden Arbeit steht ein fast neuer Hano neben der Piste und wartet
auf seinen weiteren Einsatz. Ich klebe mein Fahrzeug mit Klebeband ab,
um an den gerissenen Stellen Wassereinbrüche zu verhindern. Fast
ohne weitere Stops verlassen wir das Loni Gebiet. Bei Hvalnes befindet
sich wieder eine riesige Schwanenkolonie im seichten Wasser. Tausende
sitzen am Strand oder schwimmen in der Bucht umher. Wir halten direkt
unter dem Leuchtturm Hvalnesviti und lassen die Tagesereignisse nochmals
aufleben.
...und hat sich selbst verletzt
Ausbeulen des blockierten Rades mit einem Abschleppgurt Straightening of the blocked tyre with a towing belt
Die Frontmaske wird entfernt The front mask is disassembled
Der verbogene Kotflügel wird gerichtet The bended mudguard is straightened
Löten des undichten Kühlers Soldering of the leaky cooler
Der Wikinger wird wieder zusammengeschraubt The Viking is assembled again
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17. August 2002 |
Am
Morgen sieht man nochmals den "Schwanensee" und zig Beobachter
auf dem vorgelagerten Damm. Unsere Karawane zieht nordwärts um die
Fjorde herum. Am Ende des Berufjördur trennen wir uns und zwei Hanos
bleiben auf der Ringstrasse bzw. drei Hanos kürzen über die Öxi ab.
Diese 19 km vormals üble Piste sind dermaßen entschärft und
begradigt, daß sie besser sind als das anschließende
Ringstrassenteilstück. In Egilsstadir ist erneuter Sammelpunkt und es werden Betriebsstoffe aller Art gebunkert. Lutz bleibt zurück, da sein demolierter Kühler doch nicht ganz dicht ist. Der Rest fährt auf der Ringstrasse und dann auf der 923 bis Bru. Von dort weiter bis zum Tal mit dem warmen Wasserfall. Bereits die Anfahrt ist ausgepflockt- das läßt nichts Gutes ahnen. Die Talabfahrt ist völlig entschärft und führt in einer großen Serpentine nach unten. Vor der Badewiese stehen mehrere Touristenfahrzeuge und so gehen wir unmittelbar zum Baden unterhalb der Grasnarbe. Schlammpackungen gibt es hier gratis und das Bierchen läuft nur so rein in die Wachtmeisterbirne.
Badetag in der Wildnis Bathing day in the wilderness |
18. August 2002 |
Wir
verlassen das warme Tal auf der Ostseite. Gut befahrbare Piste führt
durch mondähnliche Landschaften. Unser erster Begleiter auf der linken
Seite ist der tief eingeschneite Snaefell, der hell im Licht steht. Am
Vesturdalsvötn biegen wir links in ein Sandfeld ab und nehmen die
restlichen 17 km bis zum Gragaesavatn in Angriff. Direkt am See und
mitten in einer Grünfläche stehen mehrere dreiecksförmige Gebäude.
Die Hütte ist urgemütlich eingerichtet mit einem alten Bollerofen,
Schlafstellen und einem Gästebuch mit Holzeinband von 1973. Der
fahrbare Weg ist noch immer nicht zu Ende und so schrauben wir uns noch
auf ein höherliegendes Plateau. Der erste Weg endet am Abbruch zum
Sanderfeld der Kreppa und auf ähnliche Weise auch der zweite Weg mit
Blick auf Kverkfjöll, Askja und Herdubreid in 729 m Höhe. Auf der
Gegenseite der weitverzweigten Flusslandschaft sehen wir in ca. 2 km
Entfernung- aber unerreichbar für uns- Fahrzeuge fahren. Wir
müssen umkehren und fahren denselben Weg zurück. Zuerst bis zur
Kreuzung mit der 910, dann auf der Brücke über die Kreppa und schließlich
fahren Jürgen und Pit zum Kverkfjöll und Denis und ich über die Jökulsa
a Fjöllum und durch Sand und Lava bis zur Askjahütte. Dort
sind für 550 IKR pro Person bereits viele Fahrzeuge versammelt. Unter
anderem auch eine Kolonie Italiener, die Meisterschaften im Berglaufen
und Hangabwärtspurzelbaumschlagen ausführen. Etwas
später kommt auch noch die Land Rover Truppe mit Ingo. Wir sitzen im
Hano und sehen Islandfilme auf dem Laptop. Weiterhin erzählt er uns das
Tourprogramm der Landis inklusive "Schneckenchecken" in
Akureyri.
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19. August 2002 |
Es
ist blauer Himmel und es ist warm. Deshalb nehmen wir die letzten 8 km
bis zum Askjaparkplatz unter die Räder. Als erste Autos stehen wir dort
und erreichen ohne weitere Touris den Viti Kratersee. Die mit frischem
Schnee bedeckten Kraterränder spiegeln sich fotogen im Öskjuvatn. Keiner
von uns will stinken wie ein Mungo und deshalb verlassen wir den Ort
ungebadet. Wir
passieren die Askjahütte und starten die große Kraterumrundung. Nach
dem Dyngjuvatn fährt man kilometerlang im schwarzen Sand. Die
Abzweigung ins Dyngjufjalladalur startet mit einem kleinen Lavafeld und
im Dyngjufjall bewegt man sich zwischen Bergen bis an einen trockenen
Fluss mit kunstvoll ausgewaschenen Steinen im Flussbett. Bei der Hütte
stehen mehrere norwegische Motorradfahrer, die sich nach dem Weg, nach
Benzin und nach Einkaufsmöglichkeiten an der Askja erkundigen. Das
anschließende Sandfeld ist gut zu befahren, aber mit dem Hinweisschild
"Botni 8 km" startet die Lavafeldkurverei. Immer wieder auf
und nieder- schepper, krach, bumm, zack..... Das ist Fahren pur und nach
kurzer Zeit spürt man jeden Knochen im Körper. Der Botnihütte sind
kleine Tümpel vorgelagert. Nach dem Verewigen im Gästebuch kurven wir
weiter. Wiesengelände
mit höhergelegenen Etagen, auserodierte Grasstücke und einzeln
dastehende Grasköpfe sehen in der aufkommenden Dunkelheit etwas
gespenstisch aus. Mit dem Erreichen der Kreuzung an einer schwarzen
Sanddüne mit daraus hervorfließender Quelle ist gegen 21 Uhr Schluß für
heute- keine Lust mehr.
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20. August 2002 |
Die
Nacht an der Pampa T- Kreuzung war wirklich totenstill. Hoffnungsfroh über
das baldige Ende der Piste fahren wir los. Schwarze, tiefergelegte
Spuren in der Vegetation sind erheblich besser zu befahren als das
gestrige Lavafeld. Das Sellandafjall zur Rechten wird passiert und
schließlich sehen wir eindeutige Zeichen von Zivilisation- Schafe und
zu öffnende Weidezäune. Mit
dem Schild Graenavatn steht man endlich wieder auf der asphaltierten
Ringstrasse. Das Tanken an der neuen Tankstelle ist nur mit Kreditkarte
und Pinnummer bei gleichzeitiger Eingabe der gewünschten Literzahl möglich-
umständlicher geht es kaum noch. Wir und viele andere Fahrzeuge tanken
deshalb nicht und fahren weiter. Gegen
11.30 Uhr wird auf dem Campingplatz in Reykjahlid die Anzahl der
Hanomags von "1" auf "3" erhöht. Wir
machen in Elektrik an meinem Fahrzeug und finden nach langem Suchen ein
vollkommen durchgescheuertes, fingerdickes Massekabel. Etwa 6 Stunden
nach uns geht die wundersame und ungeschlechtliche Hanomagvermehrung
weiter- wir sind wieder mit 5 Fahrzeugen vertreten und das heißt wir
sind komplett.
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21. August 2002 |
Schraubertag
am Myvatn in der hintersten Ecke des Campingplatzes. Es sind kaum
nennenswerte Schäden zu beklagen- lediglich bei Jürgen wird die
hintere, linke Blattfeder ausgebaut und die gebrochene
Ersatzradhalterung geschweißt. Bald schon sieht es auf dem Platz aus
wie in der bestbesuchten Hanomagwerkstatt nördlich der Alpen und südlich
des Polarkreises. Die restlichen Tätigkeiten sind Abschmieren,
Schrauben anziehen, Batteriehalterung notdürftig befestigen,
Sicherungen wechseln.... Gegen
14 Uhr macht die Werkstatt langsam dicht und ich fahre zum
Solfatarenfeld nach Namaskard. Blauer Himmel und eine dunkle Wolkenfront
ergeben einige gute Lichtstimmungen. Auf
dem Rückweg stoppe ich in der neuen blauen Lagune zum Baden. Der See
ist jetzt richtig groß und mollig warm. Das Wasser ist trübe und am
Boden liegt mächtig viel, sehr sauberer "galaktischer
Schleim". Auch der einsetzende Regen schreckt nicht vor einem
mehrstündigen Bad in dieser tollen Umgebung ab. Um 18 Uhr bin ich zurück
in der Wagenburg, wo wieder mal gegrillt wird und auf Sonnenuntergang
bzw. Polarlichter spekuliert wird.
Reparaturtag Repairing day |
22. August 2002 |
Namaskard
die Zweite. Für einige Fotos steht das Licht günstig trotz hunderten
von Versuchen in all den Jahren zuvor. Über
dem Berg liegt der neue Badepool und auch dort steht die Sonne gut zum
Knipsen. Wir suhlen nochmals ausgiebig im galaktischen Schleim. Auf der
gegenüberliegenden Strassenseite donnert der weiße Überdruckdampf aus
einem riesigen Rohr in den Himmel. Wir stellen die Hanos direkt davor.
Aus der Dampfwolke fällt dicker Regen aus und das Fahrzeug wird in kürzester
Zeit sauber gewaschen. Auf
der Ringstrasse erreicht man den Godafoss, der wie üblich am Nachmittag
das Licht von der falschen Seite hat und schließlich Akureyri East
Beach. Lutz hat dort den Kühler bereits gewechselt und Denis zerlegt
noch kurz die Kolben der vorderen, linken Bremse. Ebbe und Flut wechseln
sich ab, während wir im Hanomag als Geduldsspiel das Zerschneiden einer
Williamsbirne mit einem Draht in der Flasche üben.
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23. August 2002 |
Am
Fjord in Akureyri hat es über 20°C und Denis und ich brechen auf in
das ewig lange Eyjafjardardalur. Anfänglich ist es sehr breit und
intensiv bewirtschaftet. Gegen Ende ist es unbewohnt und recht eng. Ständig
folgen wir einem Fluss, der unendlich viele Zuläufe von den örtlichen
Bergen hat. An manchen Stellen ist das Tal so eng, daß Fluss und
Strasse sich vereinigen. Der letzte Anstieg in geräumten Steinfeldern
erfolgt in mehreren Serpentinen auf über 900 m Höhe. Der
Wind wird auf der Hochebene noch stärker empfunden und in der schwarzen
Sandwüste tanzen ständig kleine Sandstürme umher. Vier Kilometer nach
einer letzten Großkreuzung erreicht man das grüne Laugafell auf
nunmehr ca. 740 m Höhe. Auch hier bläst der Wind fast in Sturmstärke. Als die ganze Mannschaft wieder eingetroffen ist, bezahlen wir 550 IKR und baden in dem aufgestauten, kleinen Natursteinbecken. Das Wasser ist noch immer nur mittelmäßig warm und der glitschige Boden ist stark bemoost.
Laugafell |
24. August 2002 |
Unter
dem Staunen der weiteren Anwesenden verlassen wir im Formationsflug mit
fünf Hanomags Laugafell. Auf Hochlandwüstenpiste, durch kleinere als
Furten gekennzeichnete Flüsse und an einigen Seen entlang erreicht man
die Piste zur Hofsjökull Nordumrundung. Nach den schwanenbesetzten
Asbjarnarvötn und einem kleinen Lavafeld kommt man zur letzten Hütte
Ingolfsskali. Mehrere Wege führen hier direkt an den Fluss und einer
zweigt etwas nach links ab. Diesem folgen wir zuerst. Er führt schließlich
an einen breitgefächerten Gletscherfluss. Die letzten Wegmarkierungen
stehen in dem recht reißend aussehenden Wasser direkt vor dem
Gletscher- also zurück. An
der Hütte regnet es natürlich und Lutz macht einen ersten Versuch zur
Flussquerung. Die Schnauze taucht tief ab und Wasser entert das
Fahrerhaus. Nun mag Lutz nicht mehr und er fährt rückwärts wieder
raus aus dem Fluss. Ich versuche, um eine seichte Stelle zu finden,
einen etwas steileren Weg zur Fließrichtung. Da mehrere Hanos keine
hochgelegte Luftansaugung haben, sollte bei dieser Erkundungsfahrt das
Wasser nicht höher als bis zur Stoßstange reichen. Alle Varianten, die
ich probiere und auch fahren würde, erscheinen für die anderen
Fahrzeuge zu tief. Schließlich
treten wir den kompletten Rückzug an, um in den letzten Tagen den
Konvoi nicht zu sprengen. Wir ziehen alternativ auf der 752 nach Nordwesten. Am Ende steigt man in Serpentinen hinab ins Vesturdalur. In der Zivilisation bleiben wir schließlich am Wegesrand in einer Art Sandgrube stehen. Auf daß es uns am Samstagabend nicht langweilig wird, werden erneut Hanomag Reparaturkurse angeboten. Lutz macht heute in Hauptbremszylinder und Auspuff und ich etwas in Elektrik des linken Rücklichtes. Zum Abschluß wird gegrillt und ein kleiner Rest Sangria mit Polarlichtern vernichtet.
Warnschild Warning sign
Wo können wir den Fluss queren? Where can we cross the river?
Suche im Regen- wie tief ist der Fluss? Search in the rain- how deep is the river? |
25. August 2002 |
Die
restlichen Kilometer im Vesturdalur sind schnell zurückgelegt und so
stehen wir mal wieder zum Nachladen an der Tankstelle in Varmahlid. Nach
einigem auf und ab auf der Ringstrasse biegen wir endlich ab auf die Kjölur
Piste. Am Kraftwerk vorbei passiert man auch die fast in einer Reihe
liegenden diversen Stauseen. Viele Wetter hat es mal wieder am Himmel und deshalb entsteht auch ein sehr flacher, farbintensiver Regenbogen direkt über dem Hanomag. Gegen 13.30 Uhr erreichen wir Hveravellir. Die Sonne scheint und es lohnt sich ein Gang über die Solfatarenfelder. Anschließend ist der Pool fast leer- nur noch Hanofahrer sind drin. So beginne ich eine fast sechsstündige Marathonsitzung im heißen Wasser. Die Badegäste wechseln, aber ich bleibe bis mir fast Schwimmhäute wachsen. Der Nachschub des "Poolservice" mit Flüssigem klappt auch einigermaßen und so vergeht die Zeit im Flug.
Hanomag unter dem Regenbogen Hanomag under the rainbow
Solfataren in Hveravellir Solfatares at Hveravellir
Sinterterrasse in Hveravellir Sinter terrace at Hveravellir
Badetag in Hveravellir Bathing day in Hveravellir
ACHTUNG- weicher Fahrbahnrand ATTENTION- soft shoulder
Extreme Schieflage- aber er kippt nicht Extreme inclination- but he doesn´t fall |
26. August 2002 |
Ein
kurzer Gang über das Solfatarenfeld mit tiefstehender Sonne und dann
geht´s los. Schon bald nach der Abfahrt fängt es an zu regnen. Die
Piste ist schlaglochübersät und hat viel Wellblech. Die Löcher füllen
sich mehr und mehr mit Wasser und zusätzlich läuft die braune Brühe
auf der Piste entlang und bildet bereits kleine Tümpel. Denis
weicht einem Schlagloch aus und gerät auf den durchgeweichten
Seitenrand. Dieser bricht ab und er hängt kurz vor dem Umfallen in der
Böschung. Problemlos zieht ihn Pit rückwärts auf die Piste zurück. Ich
nehme unterwegs zwei Radler aus Sachsen mit, die mit vollem "Gerödel"
im Dauerregen am Strassenrand stehen. Am Geysir gruppiert sich alles um
denselben herum- aber es bricht immer nur der kleinere Strokkur aus. Auf
was die wohl alle an der falschen Stelle warten? Die
30 trifft auf die Ringstrasse und dort fahren wir bis zum
Seljalandsfoss. Ein klein wenig Sonne reicht aus für zwei Bilder mit
Regenbogen. In der Nacht wird der Wasserfall von zwei Scheinwerfern
angeleuchtet und er steht künstlerisch in dem fahlen Licht.
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27. August 2002 |
Alles
fährt in die Thorsmörk- ich aber langsam zurück in Richtung Endziel
Reykjavik. In Selfoss bleibe ich auf der Strasse nach Eyrarbakki und
dort stelle ich mich in die Sanddünen kurz hinter den Strand. Es riecht
streng nach Fisch. Die 38/39 führt nur sehr flach über den Berg und
schließlich kommt man wieder auf die Ringstrasse nach Reykjavik. Auf
dem Campsite ist kaum Betrieb. Für je 700 IKR miete ich mich für zwei
Tage ein. Kurz darauf kommt auch Markus und am Abend die restlichen vier
Hanomags.
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28. August 2002 |
Mit
öffentlichem Bus und teilweise mit Hanomag machen wir uns auf in die
Stadt. Leider regnet es etwas. Am Ende der Hauptstrasse ist ein neues
Internetcafe und ich nehme Kontakt zur restlichen Welt auf. Nach
einigem auf und ab in der Stadt treffen wir uns alle wieder und gehen
ins "Pimmelmuseum". Von "Schwanz" bis "Schwänzchen"
diverser Tiergattungen ist hier sauer eingelegt einiges zu bewundern. Danach
fahre ich wieder zurück auf den Campingplatz und schaue dem Treiben-
sprich dem Aufbau vieler Zelte im Regen zu. Der letzte Abend vor
Dubliner beginnt mit einer Stehparty hinter den Hanomags. Gegen 20.30
Uhr kommt auch Gulli nochmals vorbei und wir unterhalten uns über die
Ereignisse seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Beim
nächsten Tagesordnungspunkt- Vernichten der Restalkoholbestände- wird
teilweise kläglich versagt und es muß fast noch Stoff nach Deutschland
zurückgebracht werden. Kurz
nach Mitternacht ist Ruhe und ich liege bereits in den Federn, als ich
nochmals aufstehe um wirklich herrliche Polarlichter direkt über dem
Campingplatz zu gucken. Nach vielen "ooooohs" und
"aaaaahs" steht ein Großteil der Campingplatzbesucher im
Freien und starrt gen Himmel. |
29. / 30. August 2002 |
Das
Fahrzeug wird reisefertig gemacht und das Notwendigste in den Rucksack
verpackt. Nach dem Auffüllen der Tanks geben wir wiederum am Tor 3 ohne
große Formalitäten die Fahrzeuge zur Heimverschiffung ab. Mit dem
letzten verbleibenden Hano und einem Robur fahren wir nochmals in die
Stadt und begeben uns auf direktem Weg in den Dubliner. Der Spätnachmittagsbetrieb
hält sich in Grenzen. Einige Murphys später stehen wir an der
Bushaltestelle und warten. Ein aufgemotzter Japaner mit isländischer
Besatzung prescht heran und legt an der Kreuzung mit sekundenlang
durchdrehenden Hinterreifen einen Burnout erster Klasse hin. Rauch
steigt auf und unter unserem Jubel zieht er eine 30 m lange
Gummispur auf den Asphalt. Der Flybus bringt uns zum Flughafen nach Keflavik und gegen 1 Uhr morgens fliegen wir pünktlich ab in Richtung Heimat............
Heimflug um 1 Uhr ab Keflavik Flying home at 1a.m. from Keflavik
PS Nach vielen Jahren gab an meiner analogen Kamera in diesem Islandurlaub die Belichtungsautomatik den Geist auf, was zu vielen Fehlbelichtungen führte. Deshalb werden in diesem Bericht teilweise Bilder von Denis Digitalkamera verwendet. Danke! |
1.9.2020 |